Vor einhundertzwanzig Jahren hatte der Elster Fluss eine ganz andere, natürliche Wegführung. Dort, wo heute etwa der Mediamarkt steht, floss er fast bis an den Mühlgraben heran, schlängelte sich dann am Weisbachschen Garten vorbei bis zur alten Elsterbrücke und führte dort, wo jetzt das Heizwerk steht, bis zur Hammerstraße.
Jeden Frühling brachte die Schneeschmelze Hochwasser mit sich, und der Platz zur Ansiedlung von Industrie war knapp.
Schon länger machte man sich darüber Gedanken, wie man dieses Problem lösen könnte. Schließlich raffte man sich auf, gründete eine Aktiengesellschaft, holte sich das O.K. aus Dresden und begann, den Fluss zu begradigen.
Mit Mauern und Deichen wurde der Elsterfluss in ein neues Bett gezwängt, dreifach verbreitert und sogar gepflastert. Dadurch entstand eine riesige neue Fläche, die das gesamte Industriewachstum der Region erst ermöglichte. Während anderswo im Deutschen Reich Menschen nach Amerika auswanderten, siedelte man sich hier an.
Hätte man gewusst, was das kommende Jahrhundert bringen würde…? Doch das ahnte niemand. Plauen wuchs auf beeindruckende 128.000 Einwohner heran, viele davon unheimlich wohlhabend. Doch zu viel Wohlstand macht vermessen, und so kam es bald zum Ersten Weltkrieg.
Damit will ich nicht gesagt haben, dass es an den Plauenern lag.
Die Stimmung war allgemein nationalistisch und überheblich. Viele Plauener zogen mit ins Feld, von denen über 3000 ihr Leben verloren und 1700 verwundet zurückkehrten.
Nach dem Krieg war nichts mehr wie vorher. Dazu kam auch noch die Wirtschaftskrise. Es gab Zeiten, in denen Plauen die höchste Arbeitslosenzahl in Deutschland hatte.
Das Gebäude, das heute dort steht, wo ich wohne, steht auf dem Grundstück des damaligen Arbeitsamtes. Arbeitslosigkeit bedeutete damals wirklich fast kein Einkommen.
Diese schwierigen Zeiten spielten der NSDAP in die Karten, die eine glänzende Zukunft versprach. Doch das ist eine andere Geschichte.