Der sechzigste Hochzeitstag

Trotz der Nachrichten von draußen geht das Leben hier relativ normal weiter.
Heute vormittag war frische Luft angesagt. Gut, dass wir hier oben die Terasse haben.
Also bin ich mal hinaus gegangen. Unser Schneemann begrüßte mich erstmal. So lange Schnee ist in letzter Zeit ziemlich ungewöhnlich, denn zum letzten Mal richtig geschneit hat es 2010.
Frau Wohlrab und der Peter waren dann auch mit draußen. Es war wieder mal gut andere Reize zu spüren. Die Kälte war eine Abwechslung.
Meine Eltern hatten mir für diese Gelegenheit eine Jacke mitgebracht. Wegen des Rollstuhls machte ich mit den Füßen die Türe auf und versuchte den vom Haustechniker freigeschobenen Weg entlangzufahren. Nach wenigen Metern gab ich es auf.
Frau Wohlrab zog sich am Geländer hoch, griff in den Schnee und schon flog mir der erste Schneeball entgegen. Das war dann einseitiges Zielschießen, weil ich ja nicht in den Schnee runterķam.

Nachmittags waren wir in der ersten Etage bei Familie Sieber zum sechzigsten Hochzeitstag eingeladen.
Die beiden bewohnen eine kleine Zweiraumwohnung in der ersten Etage. So eine gibt es in jeder Etage. Am Anfang waren sie bei uns mit oben in der vierten.
Die Tochter hatte zwei wunderschöne Torten gebacken. Nach dem Kaffee gab es Sekt. Die Kinder und Enkel hatten vor dem ASPIDA Pflegecampus Plauen gratuliert.
Der Nachteil war wie bei anderen Menschen, in dieser Zeit, dass daraus keine Familienfeier wurde, der Vorteil: In unserer abgeschotteten Welt war etwas soziale Normalität möglich.

Nach zwei Stunden fuhren wir wieder nach oben.

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